Hallo, da bin ich wieder, deine liebste Depression!

Disclaimer: Ich schreibe über meine Erfahrungen, in der Hoffnung, dass sie anderen helfen, sich selbst zu helfen. Das hier kann, wird und soll keine Therapie ersetzen. Ich weiß, wie scheiße so ne Depression zuschlagen kann. Deshalb: hol Dir Hilfe.
Bei ganz schlimmen Gedanken ruf bitte die Telefonseelsorge (0800-1110111) oder auch die 112 an.
NICHTS UND NIEMAND ist es wert, sich Dinge anzutun. Du bist wertvoll. Nimm dir nicht die Möglichkeit, das irgendwann mal zu genießen, nur weil irgendwer oder irgendwas dich gerade jetzt getriggert hat.

Seit dem letzte Post ist jetzt mehr Zeit vergangen, als ich geplant hatte. Aber so ne Depression ist eben auch nur n Mensch udn manchmal planlos. Es geht im Leben nicht immer geradeuas oder bergauf, wie man es nimmt. Und davon bin ich auch nicht ausgenommen. Zur Zeit geht es mir nicht sooooo super. Mit dem Zustand vor der reha ist es aber nicht zu vergleichen.
Ich hatte schon einen anderen Text angefangen, aber jetzt ist etwas vorgefallen, was mich nachdenklich gemacht hat und was ich heute hier aufgreifen will.
Meiner Meinung/Erfahrung nach neigt die Depression zur Selbstverstärkung, wenn man sie denn lässt. Auf der anderen Seite hast du aber nur begrenzt Energie zur Verfügung. Hier die goldene Mitte zu finden, ist wirklich schwierig.
Für mich wichtig sind diese schönen Wörter mit Selbst:
Selbstwertgefühl
Selbstbewusstsein
Selbstvertrauen
Die stelle ich direkt in Beziehung mit meiner Depression. Und da kommt das Dilemma: Ist das Selbstwertgefühl schwach, gewinnt die Depression. Gewinnt die Depression, sinkt das Selbstwertgefühl. Diese drei Selbst-Dingsis speisen sich aber für mich aus (nur noch) 3 Dingen: dem Job, dem Sport und meinen Katzen.
Einen wirklichen Freundeskreis, wo man mal über Zeugs quatschen kann, ohne andere Personen zu belasten, sowas habe ich schon lange nicht mehr. Hobbies? Alles weg (mal abgesehen vom Sport). Die Katzen können Menschen nicht ersetzen, auch wenn sie sich sehr bemühen. Vor dem Tag, an dem es "Abschied nehmen" heißt habe ich ne scheiß Angst.
Der Job: ich liebe ihn. Allerdings gilt auch hier, dass ich endliche Ressourcen habe. Es wäre kontraproduktiv, mich hier quasi selbst zu verheizen. Vor ca einem Jahr habe ich meine Arbeitszeit sogar reduziert und das hat wirklich Lebensqualität gebracht.
Der Sport: einmal krank, schon wirds kompliziert. Nach einer Woche ists nicht wirklich schlimm, nach 2 Wochen auch noch nicht, aber danach fällt es langsam echt schwer, wieder in den Trott zu kommen. Ich war jetzt 5 Wochen nicht mehr da, bis ich gestern endlich wieder eingestiegen bin. Ich habe mich gefreut wie bolle, es endlich wieder geschafft zu haben.
Das Umfeld ist halt leider auch nicht immer einfach. So ne Depression hat ein bisschen was von nem Minenfeld. Ein Spruch, der heute ganz harmlos ist, triggert mich morgen womöglich ganz übel. Die Leute um einen herum wissen das oft ja nicht.
Heute hab ich mich in diesem "social media" ein bisschen über den Muskelkater gefreut. Das endete darin, dass mir wohlgesonnene Menschen einen Scherz gemacht haben. Das kam bei mir aber so dermaßen blöd zusammen, meine Reaktion war diese:


ich hab irgendwann vor Jahren mal gefragt, ob ich zum Thema Fitness schreiben soll. Da wurde ja gesagt. Ich kann das auch lassen. Wird dann halt n bisschen ruhiger hier.

Das kam dann wiederum so rüber, als sei ich eingeschnappt. War ich nicht. Sondern das da:


So einfach ist es bei mir leider nicht. Ich bin nicht eingeschnappt. Ich hab aber nur noch den Job und dieses Sport, wo ich n bissl Selbstwertgefühl her nehme. Wenn ich dann wochenlang keinen Sport machen konnte und mich freue, dass wieder was passiert... und das dann ins lächerliche gezogen (auch ohne böse Absicht) wird, fühlt sich das für mich an, vwie ein Schlag die Fresse, der einen zu Boden bringt. Ja, Depression ist scheiße. Und sie macht irgendwann einsam.

Und genau da steckt mein Tipp für dich drin:
Sofern Du noch Freunde hast, weihe sie ein. Ich denke, es ist wichtig, ihnen im Zweifelsfall direkt sagen zu können, wenn irgendwas dich triggert.

Und jetzt noch ein paar Worte zum sozialen Umfeld. Ich sagte ja schon, dass ich derzeit keinen wirklichen Freundeskreis habe, der mir bezüglich der Depression helfen kann. Da liegt nahe: "geh doch mal raus unter Leute, lern welche kennen".
Kurze Zusammenfassung: So einfach ist das nicht.
Zum einen hab ich mit Menschen ne ganze Menge schlechte Erfahrungen gemacht. Teilweise sehr schlechte. Fast immer wurde mir eher seelisch als physisch wehgetan. Nun geh mal da raus und riskiere, dass das wieder und wieder und wieder passiert, gerade WENN die Depression wieder mit dir spielt.
Dazu kommt: natürlich kann ich mal eben Leute kennenlernen. Ein echter Freundeskreis entsteht aber nicht mal eben bei ner Party oder über Nacht. Wenn Leute dann irgendwann noch erfahren, dass sie es mit ner depressiven Person zu tun haben, sind die meisten mal gleich abgeschreckt. Nein, ich erzähle das in der Regel nicht (mehr) gleich am ersten Tag.

"Ich kenn da jemand, der/die passt perfekt zu dir." Schwierig. Das weiß ich selbst ja nie. Natürlich versuche ich, Leute kennen zu lernen, nur mal eben schnell passiert da gar nix. Das lässt sich einfach nicht erzwingen. Und dazu kommt eben auch, dass ich es manchmal mental einfach nicht ertrage, unter (zu) vielen Menschen zu sein. Da bin ich dann eben auch nicht unbedingt "unterhaltsam". Ist so. Weiß ich. Muss ich mit umgehen.

Das ist jetzt schon wieder einiges an Text. Darum werd ich den Kram zum Thema Perspektivwechsel dann (hoffentlich) beim nächsten Post bringen. Also bleib dran und pass auf dich auf!